Rumple hat geschrieben: 7. Jun 2020 00:10
Android. Für PC gibt's ja wahrscheinlich eher nichts, was sich ggf. Auch mit Android synchronisieren lässt.
Also mit Calibre kann man auch analoge Bücher verwalten. Und man kann mit einer
zusätzlichen App auch Barcodes scannen. Aber es ist wahrscheinlich einfacher direkt eine der Apps zu verwenden und darin zu katalogisieren.
Mit etwas Muße probiere ich den Calibre-Weg mal aus am Wochenende
![Lachen :D](./images/smilies/biggrin.gif)
Finde es auch einen Vorteil, wenn man die Bibliothek aufm PC hat statt auf'm Smartphone.
Am Wochenende fertig:
Yes I can
by Sammy Davies Jr. (and Jane & Burt Boyar)
Ich habe ja einen soft spot für Autobiographien und die erste seiner drei hat es in sich. Zunächst muss man feststellen, dass es ein ziemlich umfangreiches Buch von 700 Seiten ist, dafür dass es 'nur' die ersten ca. 40 Jahre seines Lebens abdeckt - aber es passiert halt auch unglaublich viel. Davis Jr. wurde 1925 in Harlem geboren, stand mit 3 Jahren zum ersten Mal auf der Bühne und war zu seiner Hochzeit der vermutlich populärste Entertainer der USA - und das als Afroamerikaner in der höchst segregierten und rassistischen Gesellschaft Mitte des 20. Jahrhunderts. Dementsprechend liest sich die Biographie auf der einen Seite auf sehr übliche weise spannend, indem man einem talentierten Kind aus armen Verhältnissen auf dem Weg zu Reichtum und Berühmtheit folgt. Auf der anderen Seite erlebt man auch aus erster Hand, welche gesellschaftliche Schranken er dabei überwinden musste, wie ihm alltäglich so viel Hass entgegenschlägt und wie unwahrscheinlich es eigentlich war, dass er es auf diese Bühne geschafft hat. Eines der prominenten, bigotten Beispiele ist, dass schwarze Acts viele der Lokale, in denen sie auftraten, nicht einmal selbst durch den Haupteingang betreten durften. Daraus resultieren Identitätskonflikte, die Sammy Davis Jr. über das ganze Buch hinweg begleiten: Mit der weißen Gesellschaft anbiedern, damit Zugang zu vorher nicht für möglich gehaltenen Milieus gewinnen und dadurch auch langfristig Barrieren abbauen? Oder strikt ablehnen und damit Zeichen setzen, dass man niemals Teil des Ganzen ist? Aus diesem Konflikt heraus war Sammy auch in der afroamerikanischen Community umstritten, was im Buch als 'Uncle Tom'-Diskurs auch regelmäßig aufgegriffen wird.
Das klingt jetzt alles ein wenig schwermütig. Das Buch schafft es meines Erachtens aber sehr gut, das entsprechend zu balancieren und neben dem Problembewusstsein und der emotionalen Aufarbeitung auch auf ansprechende Weise durch die Jahre hindurch zu führen. Das liegt vor allem am sehr präsenten Humor, der eine zum Teil schon beeindruckende Leichtigkeit versprüht und, so erscheint es, auch einen wesentlichen Charakterzug Sammy Davis Jr.'s widerspiegelt. Sein berühmtester Gag (allerdings aus der darauffolgenden Biographie) um das zu verdeutlichen: "One day on a golf course with Jack Benny, he was asked what his handicap was. "Handicap?" he asked. "Talk about handicap. I'm a one-eyed Negro who's Jewish.""
Sicherlich ist ebenso hilfreich, dass er das Ding nicht alleine geschrieben hat, insgesamt ist es auch eine eher literarisch aufgearbeitete Autobiographie. Es gibt bspw. viele Dialoge, was dafür immer ein Indikator ist, denn wer erinnert sich schon exakt an geführte Konversationen von vor 30 Jahren?
![Ugly :ugly:](./images/smilies/ugly.gif)
Manchmal waren die Sprünge von einer Szene zur nächsten etwas überraschend bzw. nicht ganz nachzuvollziehen, aber ansonsten liest es sich wirklich sehr gut und die Länge merkt man dem Buch auch nur sehr, sehr selten an. Alles in allem definitiv zu empfehlen! Das Buch hat nicht nur alles, was eine sehr gute Biographie ausmacht, sondern gibt dabei auch einen sehr offenen und oft erschreckenden Einblick in die segregierte amerikanische Gesellschaft Mitte des 20. Jahrhunderts.
als nächstes angefangen: Ibram X. Kendi - Stamped from the Beginning: The Definitive History of Racist Ideas in America